Stella Li, die als Nummer zwei beim chinesischen Stromer-Hersteller BYD gilt, verfolgt ehrgeizige Pläne für Europa. Bisher standen hier Elektroautos im Fokus – nun will das Unternehmen aber besonders in Mittel- und Südeuropa, wo Verbrennungsmotoren noch dominieren, mit seiner Plug-in-Hybridtechnologie „DM-i“ Fuß fassen. „Unsere Strategie ist, mit unserer Super-Hybridtechnologie gerade diese Regionen zu erobern“, erklärt Li im Gespräch mit dem Handelsblatt.
Vollhybride ohne Lademöglichkeit kommen für BYD in Europa hingegen nicht infrage. „Wir könnten uns perspektivisch Range-Extender in Europa vorstellen, wenn der Markt wächst. Ansonsten setzen wir neben vollelektrischen Fahrzeugen weiter auf Plug-in-Hybride“, so die Managerin. Hierzulande gibt es bislang mehrere Elektroautos sowie eine Plug-in-Hybrid-Version des SUV Seal U. Kürzlich wurde zudem mit dem Kombi Seal 6 DM-I Touring ein weiterer Teilzeit-Stromer mit externer Lademöglichkeit vorgestellt.
In Europa baut BYD derzeit zwei Werke, in Ungarn und in der Türkei. Das ungarische Werk soll planmäßig Ende des Jahres den Betrieb aufnehmen, zunächst mit dem Modell Dolphin Surf. Ein drittes Werk sei denkbar, aber derzeit nicht beschlossen, so Li. Parallel arbeitet das Unternehmen am Ausbau seiner Vertriebsstruktur in Deutschland. So wurde kürzlich in München der erste Flagship-Store eröffnet, und bis Jahresende sollen mehr als 120 Händlerverträge abgeschlossen sein.
„Wir positionieren uns nicht als Budget-Marke“
Trotz dieser Bemühungen bleibt der deutsche Markt herausfordernd. Die Preise für BYD-Fahrzeuge liegen hier deutlich über dem chinesischen Niveau, teils doppelt so hoch. Li verweist auf die unterschiedlichen Kostenstrukturen in den einzelnen Ländern und betont, BYD sehe sich nicht als Billiganbieter: „Wir positionieren uns nicht als Budget-Marke, sondern als Technologieunternehmen mit Premium-Anspruch.“
Ein konkretes Verkaufsziel für Deutschland nennt Li nicht öffentlich, sagt aber, dass BYD zu einem der führenden Anbieter werden wolle. Ziel sei es, mit innovativer Technologie den Markt zu erschließen, nicht bestimmte Konkurrenten zu verdrängen. Der Anspruch sei, „so etwas wie das Apple der Autoindustrie“ zu sein.
Die Einführung von EU-Strafzöllen auf in China gebaute Elektroautos beeinflusst laut der Managerin die Expansionspläne von BYD nicht wesentlich. Schon ab dem kommenden Jahr soll die Produktion in Europa anlaufen. Auffällig ist jedoch, dass BYD – wie auch andere China-Hersteller – derzeit verstärkt Plug-in-Hybride nach Europa liefert. Dies sei aber durch Kundennachfrage bedingt, nicht durch Zölle, so Li. In Deutschland hätten über 70 Prozent der Kundschaft noch nie ein vollelektrisches Auto gefahren, Hybride böten einen niedrigschwelligen Einstieg.
Auch im Bereich Logistik setzt BYD auf Eigenständigkeit. Das Unternehmen verfügt bereits über acht eigene Transportschiffe. Dieses Engagement sei langfristig angelegt, um unabhängig und kosteneffizient Fahrzeuge zwischen Standorten transportieren zu können, erklärt Li. Sie bestätigte, dass eine eigene Batteriefertigung in Europa geplant sei, sowohl für Autos als auch für stationäre Speicher. Diese wolle man ohne Partner umsetzen, um Qualitätsstandards zu sichern.
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