Kia bringt im nächsten Jahr mit dem EV2 sein dann kleinstes und erschwinglichstes Elektroauto auf den Markt. Es wird ein Preis von unter 30.000 Euro erwartet, der südkoreanische Hersteller plant aber ausdrücklich nicht das günstigste Angebot am Markt.
Ein niedrigerer Preis als der noch nicht öffentlich kommunizierte sei möglich, so Kia-Europe-Chef Marc Hedrich im Gespräch mit Automotive News. Das würde aber gegen eine Regel des Automobilherstellers verstoßen, wonach jedes Auto Geld einbringen muss.
Der Verkauf profitabler Autos stelle sicher, dass genügend Geld vorhanden ist, um mit einem drohenden „Investitionskliff“ für Autohersteller in Europa umzugehen, so Hedrich. Die Branche ist in der EU mit hohen Kosten für die Erfüllung strengerer Emissionsvorschriften und gleichzeitig den Aufwendungen für die Einführung teuer zu entwickelnder softwaredefinierter Fahrzeuge konfrontiert.
Es sei bei Elektroautos noch keine Preisparität mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor erreicht. Auch erzielten Vollstromer noch nicht die gleichen Margen wie konventionell angetriebene Fahrzeuge. „Das heißt, wir könnten eines Tages einen EV1 haben, aber Kia, einer der profitabelsten Automobilhersteller der Welt, hat keinerlei Interesse daran, nicht genug Geld zu verdienen“, so der Manager.
Man brauche Geld, um Herausforderungen wie die strengen EU-Emissionsvorgaben und softwaredefinierte Fahrzeuge bewältigen zu können. Dafür lasse sich derzeit mit „billigen Elektrofahrzeugen“ nicht genug Geld verdienen. „Außerdem muss man, um ein Elektrofahrzeug selbst für 22.000 Euro zu verkaufen, Kompromisse bei der Ausstattung eingehen, was Kia nicht interessiert“, erklärte der Europachef.
„Markenwert ist nach wie vor sehr wichtig“
Angesprochen auf die nach Europa drängende Konkurrenz chinesischer Hersteller mit vorteilhafteren Kostenstrukturen sagte Hedrich, dass deren Wachstum wie bei anderen Herstellern irgendwann eine Grenze erreichen werde. „Ja, es gibt Kunden, die sich für das günstigste Auto auf dem Markt entscheiden, aber es gibt auch Menschen, die niemals ein chinesisches Auto kaufen würden. Markenwert ist nach wie vor sehr wichtig. Deshalb dürfen wir unsere Seele als Marke nicht verlieren.“
„Es ist nicht meine Aufgabe, mit den Chinesen über den Preis zu konkurrieren, denn wenn ich das täte, würden wir verschwinden, da die Chinesen über weitaus größere Skaleneffekte verfügen als wir“, so der Kia-Manager weiter. Die Unternehmen der Volksrepublik haben sich auf Elektroautos konzentriert, auch Kia treibt hier seine Offensive weiter voran. „Ich bin sehr zuversichtlich, was die Zukunft der Elektrofahrzeug-Verkäufe angeht“, sagte Hedrich. Er verwies auf staatliche Anreize etwa in Großbritannien oder Frankreich. Außerdem gebe es für Interessenten in der Region nun ein größeres, attraktiveres Angebot.
Der Preisverfall bei gebrauchten Autos in den letzten Jahren wurde laut Hedrich insbesondere durch die Preisnachlässe von US-Hersteller Tesla getrieben. In den letzten Monaten habe sich die Situation leicht verbessert – vor allem in den nordeuropäischen Ländern, wo der Markt für gebrauchte E-Autos wachse. „Einige Händler leiden jedoch nach wie vor unter drei Jahre alten Verträgen, in denen die Restwerte weit entfernt von den aktuellen Marktpreisen festgelegt wurden.“
Angesprochen auf mögliche Förderungen durch die EU meinte Hedrich, dass Subventionen „wie eine Droge“ seien. Sie seien jedoch hilfreich, um „den Motor anzukurbeln“ in einem Markt, in dem der Anteil von Stromern gering ist. Die Kunden bräuchten außerdem Transparenz sowie ein klares Bekenntnis der Regierungen, um „Stop-and-Go-Politik“ wie die Ende 2023 abrupt gestrichene deutsche staatliche E-Auto-Kaufprämie zu vermeiden.
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