Eine Studie der Boston Consulting Group (BCG) zeigt, dass die globale Automobilbranche vor einem tiefgreifenden Wandel steht. Die Untersuchung beschreibt, wie sich Verbraucherpräferenzen verändern – weg von traditionellen Markenbindungen, hin zu Elektromobilität, digitalen Kauferlebnissen und größerer Offenheit gegenüber chinesischen Automarken.
Laut der Studie verlieren etablierte Hersteller an Markentreue: Nahezu zwei Drittel der europäischen Autokäufer – rund 63 Prozent – sind bereit, die Marke zu wechseln. Etwa ein Drittel sucht nach einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis, während 32 Prozent einfach etwas Neues ausprobieren möchten. Nur in Deutschland zeigt sich ein anderes Bild: Hier will etwa die Hälfte der Befragten ihrem aktuellen Hersteller treu bleiben.
Gleichzeitig gewinnen chinesische Marken international an Bedeutung. In Brasilien würden 36 Prozent der Konsumenten den Kauf eines chinesischen Autos in Betracht ziehen, in Europa sind es zwischen 10 und 20 Prozent – deutlich mehr als der derzeitige Marktanteil von 4 Prozent. In China selbst sind heimische Fahrzeuge längst zur Norm geworden: 85 Prozent der Befragten sind offen für ein inländisches Auto, während der frühere Statuswert westlicher Marken abnimmt. Die USA bilden eine Ausnahme: Hier würden nur 7 Prozent ein chinesisches Modell in Erwägung ziehen.
Der Umstieg auf reine Batterie-Elektrofahrzeuge (BEV) schreitet weiter voran: Weltweit geben 71 Prozent der aktuellen Elektroauto-Fahrer an, sich auch beim nächsten Kauf wieder für ein Elektroauto zu entscheiden. Dennoch bleibt Skepsis: 24 Prozent der Europäer und 28 Prozent der US-Amerikaner sagen, sie würden niemals ein BEV kaufen. Besonders ältere Menschen zeigen Vorbehalte – in den USA wollen 39 Prozent der über 61-Jährigen nicht auf Elektro umsteigen, verglichen mit 10 Prozent der 18- bis 30-Jährigen. Viele überschätzen laut der Studie die Ladezeit und den Aufwand beim Laden, was eine zentrale Hürde für breitere Akzeptanz darstellt.
Auch mit Blick auf autonomes Fahren zeigen sich gemischte Reaktionen: 79 Prozent der Fahrer, die bereits halb- oder hochautomatisierte Funktionen nutzen, empfinden diese als hilfreich; 45 Prozent der Nichtnutzer stimmen dem zu. Während 61 Prozent der chinesischen Befragten bereit wären, in ein vollautonomes Taxi zu steigen, liegt die Zustimmung in den USA bei 34 Prozent und in Europa bei 29 Prozent.
Die Studie betont zudem die wachsende Bedeutung digitaler Kauferlebnisse: Mehr als 40 Prozent der Käufer unter 45 Jahren – und 44 Prozent der 18- bis 30-Jährigen – könnten sich vorstellen, ein Auto online zu kaufen, ohne es vorher gesehen zu haben. Digitale Dienste wie Software-Updates „over the air“ oder nahtlose App-Integration werden zunehmend als selbstverständlich erwartet.
„Automobilhersteller können nicht einfach dem Markt folgen – sie müssen ihn gestalten“, so Albert Waas von BCG. Wer die Kundenbedürfnisse verstehe, Produkte lokal anpasse und in Software sowie Technologie führe, werde in der nächsten Dekade erfolgreich sein. BCG-Berater Felix Stellmaszek betont die Dringlichkeit: „Disruption kommt von allen Seiten – Konsumentenprioritäten verschieben sich, Loyalität schwindet, chinesische Marken fordern die Platzhirsche heraus, und BEVs gewinnen stetig an Boden.“ Der Wandel der kommenden Jahre zwinge Hersteller, ihre Strategien für Entwicklung, Vertrieb und Kundenbindung neu zu denken.
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