Die Europäische Kommission will 2026 die CO₂-Emissionsstandards für Pkw überarbeiten – ein zentrales Element der EU-Klimapolitik. Im Vorfeld fordern Teile der Autoindustrie, die Regeln zugunsten von Plug-in-Hybridfahrzeugen (PHEVs) zu lockern. Ein Bericht der Umweltorganisation Transport & Environment (T&E) warnt nun eindringlich vor den realen Umwelt- und Kostennachteilen dieser Fahrzeugklasse.
PHEVs, insbesondere neuere Modelle aus dem Jahr 2023, stoßen demnach laut offiziellen Bordmessdaten fast fünfmal mehr CO₂ aus als in den Herstellerangaben vermerkt. Die Lücke zwischen realem und offiziellem Ausstoß wächst: von einem Faktor 3,5 im Jahr 2021 auf 4,9 in 2023. Grund dafür ist die fehlerhafte Annahme eines zu hohen Anteils elektrischer Fahrten, der sogenannte Utility Factor.
Während PHEVs nach offiziellen Daten 84 Prozent elektrisch fahren, sind es laut dem Bericht in der Praxis tatsächlich nur 27 Prozent. Diese Fehlannahme führt zu einer deutlichen Unterschätzung der Emissionen. Auch im elektrischen Betrieb sind PHEVs nicht emissionsfrei: Im Schnitt stoßen sie T&E zufolge 68 g CO₂ pro Kilometer aus, weil oft der Verbrennungsmotor einspringen muss. Der liefert rund ein Drittel der Antriebsleistung im E-Modus.


Für Nutzer bedeutet die Lücke zwischen offiziellen und realen Werten der Auswertung zufolge auch spürbare finanzielle Nachteile. Über ein Jahr gerechnet zahlen demnach PHEV-Fahrer über 500 Euro mehr, als es die offiziellen Angaben erwarten lassen. Dabei entstehen selbst im elektrischen Modus den Nutzern unerwartete Kosten, da oft der Verbrenner anspringt – das verursacht laut dem Bericht etwa 250 Euro an zusätzlichen Benzinkosten jährlich.
Im Alltag emittieren PHEVs der Studie zufolge nahezu so viel wie klassische Hybrid- oder reine Verbrennungsfahrzeuge – obwohl die offiziellen Werte bis zu 75 Prozent darunter liegen. Auch die geplante Korrektur des Utility Factor im Jahr 2027/28 würde diese Lücke nur teilweise schließen. Selbst dann wären reale Emissionen noch 18 Prozent höher als offiziell angegeben.
Eine Rücknahme der geplanten Utility-Factor-Korrektur hätte laut den Analysten weitreichende Folgen für die E-Mobilität in Europa. Hersteller müssten dann nur noch 45 Prozent statt 58 Prozent vollelektrische Fahrzeuge (BEVs) verkaufen, PHEV-orientierte Hersteller könnten ihren BEV-Anteil auf 32 Prozent begrenzen. Das würde den Umstieg auf emissionsfreie Mobilität verlangsamen, warnt T&E.
„Die tatsächlichen Emissionen steigen, während die offiziellen Emissionen sinken“, so Sofía Navas Gohlke von T&E. „Diese Diskrepanz verschärft sich zunehmend und stellt ein echtes Problem dar. Infolgedessen verursachen PHEVs fast genauso viel Umweltverschmutzung wie Benzinfahrzeuge.“

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