Die globale Autoindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Eine Analyse der Internationalen Energieagentur (IEA) zeigt, wie sich Produktions- und Absatzschwerpunkte verschieben, während die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen weltweit steigt. Der Bericht untersucht die Folgen für etablierte Hersteller, ihre Heimatländer und den Energiesektor.
Laut der Auswertung näherten sich die weltweiten Autoverkäufe 2024 wieder der Marke von 80 Millionen Fahrzeugen und erreichten damit nahezu das Vorkrisenniveau. Das gesamte Wachstum seit der Pandemie geht jedoch auf Elektro- und Hybridfahrzeuge zurück, die rund 30 Prozent der Verkäufe ausmachten. Reine Verbrennerfahrzeuge verzeichneten dagegen seit ihrem Höchststand 2017 einen Absatzrückgang von 30 Prozent. Neue Anbieter gewinnen insbesondere bei Elektroautos zunehmend Marktanteile.
Parallel dazu verändert sich die geografische Struktur des Marktes. China und andere Schwellenländer stehen inzwischen für mehr als die Hälfte der weltweiten Autoverkäufe, nach nur 20 Prozent im Jahr 2000. China hat seine Produktionskapazitäten zwischen 2010 und 2024 mehr als verdoppelt und vereint heute rund 40 Prozent der globalen Autoproduktion auf sich, während Europa und Nordamerika jeweils bei etwa 15 Prozent liegen.
2024 überholte China die Europäische Union als weltweit größter Autoexporteur. Rund 70 Prozent aller heute verkauften Elektroautos werden in der Volksrepublik produziert. Diese Verschiebungen unterstreichen die wachsende Bedeutung des Landes für die globale Automobil- und Energiewirtschaft.
Die Autoindustrie „in einem tiefgreifenden Wandel“
„Die globale Automobilindustrie ist ein Eckpfeiler vieler Volkswirtschaften, beschäftigt weltweit mehr als 10 Millionen Menschen direkt und sichert Millionen weiterer Arbeitsplätze. Der Automobilmarkt ist einer der größten Märkte für ein einzelnes Produkt – und Autos sind heute die größte Quelle der weltweiten Ölnachfrage“, erklärt IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol.
„Die globale Automobilindustrie befindet sich derzeit in einem tiefgreifenden Wandel, der erhebliche Auswirkungen auf die Volkswirtschaften weltweit und den Energiesektor hat. Drei strukturelle Veränderungen sind im Gange – in Bezug auf die Geografie der Produktion, in Bezug auf die Regionen, die das Umsatzwachstum vorantreiben, und in Bezug auf die Technologien, für die sich Autokäufer entscheiden.“ Dafür gebe es keinen einheitlichen Lösungsweg.
Risiken und Chancen für etablierte Hersteller
Für etablierte Hersteller ergeben sich daraus zugleich Risiken und Chancen. Der Bericht skizziert Maßnahmen, mit denen Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit mittel- und langfristig stärken könnten. Einige Hersteller könnten dabei auf eine breite Technologiestrategie setzen, da der Absatz von Verbrennerfahrzeugen zwar in China und Industrieländern zurückgeht, in einzelnen Regionen aber weiterhin wachsen dürfte.
Ein zentraler Wettbewerbsfaktor sind die Kosten. Die Produktion von Autos, insbesondere von Elektrofahrzeugen, ist in China deutlich günstiger als in fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Hauptgründe sind große Produktionsvolumina und vertikale Integration. Energie- und Arbeitskosten spielen ebenfalls eine Rolle, sind aber der Studie zufolge weniger ausschlaggebend.
Nahezu 40 Prozent des Kostenvorteils bei der Herstellung von Elektroautos entfallen auf günstigere Antriebskomponenten, vor allem Batterien. Die Preise für Batteriezellen liegen in China im Durchschnitt mehr als 30 Prozent unter denen in Europa und über 20 Prozent unter denen in den USA.
Die Lücke bei den Batterieproduktionskosten lässt sich laut den Analysten mit ausreichend Zeit und Investitionen schließen. Während der Zugang zu kostengünstigen Komponenten und kritischen Mineralien 30 Prozent der Kostendifferenz ausmache, seien weitere 50 Prozent auf die Effizienz der Fertigung und die Automatisierung zurückzuführen. Vergleichbare Effizienzraten bei der Batterieproduktion könnten auch außerhalb Chinas erreicht werden, wenn Fabriken ihre Produktion hochfahren und Erfahrungen sammeln.
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