Bosch–Mobility-Entwicklungschef Mathias Pillin beschreibt im Interview mit der Automobilwoche die unterschiedlichen Geschwindigkeiten bei Zukunftstechnologien. Während die Elektromobilität in Europa im Fokus der Politik steht, sieht er auch in alternativen Antrieben wie der Brennstoffzelle ein großes Potenzial. Für deren Marktdurchbruch sei allerdings eine leistungsfähige Infrastruktur nötig, insbesondere entlang europäischer Langstreckenrouten.
Die EU-Verordnung AFIR setze dafür einen ersten Rahmen, müsse aber ambitionierter umgesetzt werden. Zudem sei eine offene Haltung gegenüber verschiedenen Wasserstoffarten erforderlich. „Die Technologie steht bereit, wir können liefern“, betont Pillin. Die Nachfrage komme derzeit jedoch vor allem aus China, wo Bosch Tausende Brennstoffzellensysteme bereits in Serie produziere.
Trotz dieser Verlagerung halte der weltgrößte Autozulieferer zentrale Entwicklungsaktivitäten in Deutschland und Europa. Entscheidend sei jedoch, dorthin zu gehen, wo der Markt entstehe. Dies gelte auch für andere Geschäftsfelder, in denen Bosch traditionell stark aufgestellt ist, etwa Bremsregelsysteme, Lenkungen oder das „Vehicle Motion Management“, einer Software zur zentralen Steuerung von Bremse, Lenkung, Antrieb und Fahrwerk.
Bei elektrischen Antrieben sei Bosch mit E-Achsen insbesondere in China erfolgreich. Weltweit wachse die Nachfrage nach Fahrerassistenzsystemen, vor allem bis hin zu Level-2-Funktionen. Bosch punkte hier mit der Integration von Hardware und Software, eine Kompetenz, die auch chinesische Kunden schätzten.
Trotz zunehmender Wettbewerber aus China bleibe Bosch in diesem Markt etabliert. Das Unternehmen profitiere davon, seit Jahrzehnten vor Ort zu sein. Dennoch bleibe der Kostendruck enorm, weshalb Local-for-Local-Strategien an Bedeutung gewännen. Zugleich liefere Bosch weiterhin Hightech aus Deutschland nach China.
Deutschland soll für Bosch zentraler Standort bleiben
Pillin versichert, dass Deutschland für Bosch ein zentraler Standort bleibe. Die industrielle Ausgangslage habe sich jedoch geändert, da chinesische Anbieter technologisch aufgeholt hätten. Dies solle als Ansporn dienen, die vorhandenen Fähigkeiten und das Know-how wieder in Wettbewerbsvorteile zu verwandeln.
Der Manager verweist auf die große Innovationskraft der deutschen Entwicklungsteams und zeigt sich überzeugt, dass alle nötigen Kernkompetenzen im Unternehmen vorhanden sind. Entscheidend sei, diese konsequenter zu nutzen und in marktfähige Lösungen umzusetzen. Gleichzeitig beschreibt Pillin die Gründe für den laufenden Stellenabbau. Das wirtschaftliche Umfeld bleibe schwierig, während sich der Hochlauf wichtiger Zukunftstechnologien wie E-Mobilität und autonomes Fahren verzögere. Dadurch müsse Bosch seine Wettbewerbsfähigkeit verbessern und Kosten dauerhaft senken.
Besonders in Europa und Deutschland sei das bisherige Beschäftigungsniveau nicht mehr zu halten. Neben Material- und Sachkostensenkungen setze man stark auf Produktivitätsfortschritte, unter anderem durch Künstliche Intelligenz. Dennoch seien Einschnitte unvermeidlich und Stellenabbau notwendig. „Das schmerzt uns sehr, doch es führt leider kein Weg daran vorbei“, so Pillin.
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