Der chinesische Elektroautobauer Nio hat auf dem Heimatmarkt auch eine mit 150 kWh Speicherkapazität besonders große Batterie eingeführt. Doch nun wird das Akkupaket mangels Nachfrage wieder vom Markt genommen. Die Einführung in Europa schließt das Unternehmen aus.
Laut Gründer und CEO William Li wurde die mit mehrfacher Verzögerung im April in die Produktion gegangene 150-kWh-Batterie mit Festkörper-Technologie in größeren Stückzahlen gefertigt. „Mehrere hundert“ Einheiten seien hergestellt worden. Wann die Produktion endete, konkretisierte Li einem Bericht des Portals Electric Vehicles zufolge nicht.
Den offiziellen Angaben nach wiegt das 150-kWh-Paket 575 Kilogramm und damit 20 Kilogramm mehr als die 100-kWh-Version. Der größte Energiespeicher im Angebot unterstützt auch die von dem Unternehmen international aufgebauten Batteriewechselstationen. Dazu müssen die Kunden wie bei den anderen Akkupacks die Fahrbatterie von Nio mieten, für Kaufbatterien wird kein schneller automatisierter Wechsel angeboten.
Mit der 150-kWh-Batterie fuhr Li Ende 2023 die Oberklasselimousine Nio ET7 auf einer 1.070 Kilometer langen Strecke in China und hielt dabei eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 84 km/h. Ein halbes Jahr später wurden 1.070 Kilometer erreicht. So weit wollten aber offenbar nicht viele Kunden am Stück fahren und entschlossen sich für eines der kleineren Akkupacks und das Aufladen an Ladestationen sowie dem stetig wachsenden Netz von Nio-Batteriewechselstationen.
Größtes Akkupack kaum gefragt
„Es stimmt, dass die Batterie aufgrund ihrer sehr hohen Energiedichte eine sehr große Reichweite hat, aber sie ist auch etwas teurer als durchschnittliche Batterien“, sagte Li. Nio ermöglichte es Kunden, ihre E-Autos für einen Tag oder längere Zeiträume von 75-kWh- oder 100-kWh-Akkupaketen auf die 150-kWh-Batterie aufzurüsten. „Wir haben die Akkupakete eingesetzt, um unseren Nutzern die Möglichkeit zu geben, flexibel auf 150 kWh aufzurüsten, aber wir haben festgestellt, dass sie diesen Akku nicht so oft nutzen, wie wir erwartet hatten“, so der CEO.
Li führt das geringe Interesse an dem größten Batteriepaket auf die in China inzwischen Tausende Batteriewechselstationen umfassende Infrastruktur des Unternehmens zurück. Hier können die Kunden in wenigen Minuten vollautomatisch leere gegen volle Batterien tauschen lassen.
Mit dem Ausbau des Batteriewechselnetzes tendieren die Kunden dem Firmenchef zufolge zu kleineren, günstigeren E-Auto-Batterien. „Vor Jahren, als wir noch nicht so viele Power-Swap-Stationen hatten, lag das Verhältnis zwischen 75-kWh- und 100-kWh-Batterien bei 50:50“, so Li. „Aber jetzt, da wir mehr als 3.500 Wechselstationen in China haben, entscheiden sich tatsächlich 97 Prozent der Nutzer für die 75-kWh-Batterie.“
Die Kunden hätten erkannt, dass man bei so vielen Wechselstationen keine sehr große Batterie oder eine sehr große Reichweite für das Auto benötigt, meinte Li. Nur wenige wollten am Stück 1.000 Kilometer fahren. Letztlich sei die 150-kWh-Batterie eher ein Marketingmittel als eine wirklich nachgefragte Lösung gewesen.
150-kWh-Batterie auch nicht für Europa
Nach Europa, wo Nio ebenfalls Batteriewechselstationen errichtet, soll das große Akkupack nicht kommen. Die Einführung wurde von einigen erwartet, da zu der 1.044-Kilometer-Fahrt im Jahr 2023 eine deutsche Pressemeldung veröffentlicht worden war.
Für die Einführung in Europa seien neue Tests, Validierungen und die Zertifizierung erforderlich, was die Kosten und den Aufwand in die Höhe treiben würde, erläuterte Li diesen Monat. Das Geld investiere man lieber in den Aufbau von mehr Wechselstationen, da diese tatsächlich die Bedürfnisse der Nutzer erfüllten.
„Ganz zu schweigen davon, dass das 150-kWh-Akkupack in der Abonnementgebühr ziemlich teuer ist, sodass wir glauben, dass dies weder aus geschäftlicher Sicht noch aus Sicht der Anwendungsfälle oder der Benutzererfahrung Sinn macht“, so Li.
Automobile Magazine-Germany






































































































