BMW hat auf der Automesse IAA in München seine „Neue Klasse“ vorgestellt. Die Elektroauto-Plattform soll zahlreiche moderne Modelle und Funktionen ermöglichen, zuerst startet auf ihr die jüngste Batterie-Version des iX3. Die hohen Kosten für die Einführung der Architektur haben sich laut dem Entwicklungschef gelohnt.
Für die Neue Klasse haben die Münchner sich fast fünf Jahre Zeit genommen und mehr als zehn Milliarden Euro investiert. Das Resultat: „Wir können jetzt Autos so auf den Markt bringen, wie man Brezen backt, wie man in Bayern sagt“, sagte Entwicklungsvorstand Joachim Post im Gespräch mit dem Handelsblatt. Das Tempo bleibe sehr hoch. „Was wir in den nächsten zwei Jahren vorhaben, wird uns keiner so schnell nachmachen. Und deswegen sage ich: Das ist mehr als China-Speed, was wir jetzt machen.“
China hat früh den technisch einfacheren, kostengünstigeren Elektroantrieb forciert und setzt mit seinem Fokus auf einen hohen Digitalisierungsgrad sowie effiziente Produktion die etablierten Hersteller unter Druck. Gefragt, ob BMW mit der Neuen Klasse jetzt auf Augenhöhe mit der chinesischen Konkurrenz sei, sagte Post: „Ich bin fest davon überzeugt: Mit der Neuen Klasse definieren wir jetzt den Standard in der Industrie.“
Der deutsche Konzern habe nicht nur ein neues Auto gebaut, sondern viele neue Technologien entwickelt. Von der Batterie über den Antrieb bis zum BMW Panoramic iDrive, dem neuen Bedienkonzept. Mithilfe der vier neuen Zentralrechner sei man in der Lage, auf alle zukünftigen Entwicklungen flexibel mit Software zu reagieren. Das sei der entscheidende Vorteil des softwaredefinierten Fahrzeugs. Diese Technologien rolle BMW jetzt über die gesamte Modellpalette unabhängig vom Antrieb aus. Allein 40 Modelle und Modell-Updates in den kommenden zwei Jahren seien geplant. „Deshalb haben wir jetzt die Nase vorn“, glaubt der Manager.
Ein einziges Auto lasse sich immer recht schnell entwickeln, erklärte Post. Das sei beim iX3 und der Neuen Klasse aber nicht der Ansatz gewesen. BMW habe viel Zeit und Energie investiert, um einen großen Technologieschub für die gesamte Modellpalette zu ermöglichen. Das Unternehmen werde nur erfolgreich sein, wenn es die jetzt entwickelten Technologien in die ganze Modellpalette integriert.
Tempo sei nicht alles, merkte der Entwicklungschef an. Man müsse sich auch fragen, was sei jetzt „der richtige Sprung“ und wann ist der relevante Zeitpunkt. „Es war goldrichtig, die Neue Klasse so aufzusetzen, wie sie jetzt ist“, meinte Post. „Denn wir mussten ja auch entscheiden, wie wir Technologien wie das Panoramic iDrive oder die neuen Zentralrechner in alle Autos integrieren. Was passt in den 1er und was in den X7? Da lohnt es sich schon, einmal mehr nachzudenken.“
Der Kunde merke den Fortschritt, sobald er ins Auto steigt, verspricht Post. „Sie haben jetzt alle relevanten Informationen vor sich in der Windschutzscheibe und können immer auf die Fahrbahn schauen. Und Sie können auf Autobahnen bei Geschwindigkeiten von bis zu 130 Kilometern pro Stunde die Hände vom Lenkrad nehmen. Da braucht man keine harten Lenkeingriffe mehr, das geht ganz sicher und geschmeidig. Das muss man erleben. Wir sind übrigens die Ersten, die für diese Technik in ganz Europa eine Zulassung haben.“
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