US-Elektroautobauer Rivian befindet sich in einer entscheidenden Wachstumsphase: Vier Jahre nach dem Start der großen Modelle R1T und R1S richtet CEO RJ Scaringe das Unternehmen stärker auf den Massenmarkt und auf autonome Technologien aus. Der Fokus liegt nun auf dem geplanten mittelgroßen SUV R2, einer weiterentwickelten softwaredefinierten Plattform und dem Ausbau von Selbstfahr-Funktionalität.
Scaringe beschreibt Rivians derzeitige Ausrichtung gegenüber Automotive News als intensiven Konzentrationsprozess. „Im Moment sind wir komplett vertieft in die Entwicklung unserer Technologieplattformen“, sagte er in einem Interview. „Das ist der große taktische Fokus, und dann ist R2 der große Produktfokus.“
Der R2 soll beim Marktstart in der ersten Hälfte des kommenden Jahres in den USA rund 45.000 US-Dollar vor Steuern (ca. 38.400 Euro) kosten – etwa die Hälfte des Durchschnittspreises der größeren R1-Modelle. Gefertigt wird die neue Baureihe zunächst im bestehenden Werk in Normal im US-Bundesstaat Illinois. Anschließend soll die Produktion ab 2028 auf ein neues Werk nahe Atlanta, Georgia, ausgeweitet werden. Letzterer Standort soll zudem als Exportzentrum für Europa dienen und damit Rivians geplante internationale Expansion unterstützen.
Scaringe sprach mit Automotive News außerdem über zentrale Herausforderungen und Rahmenbedingungen für Rivians künftige Ausrichtung. Dazu zählen der Wegfall von E-auto-Steuergutschriften in den USA, veränderte Auswirkungen von Autozöllen und die strukturellen Kostenvorteile chinesischer Hersteller, die den Wettbewerb in der Automobilindustrie zunehmend verschärfen.
„Deutlich größer, als wir es heute sind“
„Wir bauen ein Unternehmen auf, das von Grund auf darauf ausgelegt ist, deutlich größer zu werden, als wir es heute sind“, so der CEO. „Das bedeutet, dass wir eine langfristige Perspektive in Bezug auf Technologie brauchen. Wir haben uns dafür entschieden, die technischen Bereiche zu identifizieren, die unserer Meinung nach wirklich wichtig sein werden, und dann eine vertikale Integration vorzunehmen und in diesen Bereichen extreme Kompetenz aufzubauen.“
Neben dem R2 hat Rivian auch den kompakteren R3 vorgestellt. Wann dieses Modell startet, ist noch offen. Daneben plant Rivian weitere neue Modelle. „Natürlich gibt es Folgeprodukte mit R3, und man kann sich vorstellen, dass es auch einen R4 und ein R5 geben wird. Aber der R2 ist der erste große Schritt auf dem Weg zu einem Hersteller, der jährlich Millionen von Autos baut und verkauft“, so Scaringe.
Die Strategie von Rivian wird insbesondere auch von der Partnerschaft mit und dem Investment von Volkswagen geprägt. In dem Joint Venture „Rivian and Volkswagen Group Technologies“ (RV Tech) arbeiten das US-Unternehmen und Europas größter Automobilhersteller an einer „hochmodernen“ zonalen Architektur für künftige software-definierte Fahrzeuge (Software Defined Vehicles/SDVs). Aktuell bereitet RV Tech Referenzfahrzeuge der Marken VW, Scout und audi mit der SDV-Architektur für den Wintertest Anfang 2026 vor. Parallel wird die Organisation aufgebaut.
Rivians erster „Autonomy & AI Day“
Bei seinem ersten „Autonomy & AI Day“ stellte Rivian einige Tage nach dem Gespräch mit Automotive News einen eigens entwickelten KI-Chip vor. Zudem skizzierte das Unternehmen eine Roadmap für die Fahrzeugautonomie der nächsten Generation und zeigte eine weiterentwickelte Softwarearchitektur, die auf künstlicher Intelligenz basiert.
„Ich bin begeistert von der Arbeit, die unsere Teams im Bereich Autonomie und KI leisten. Unsere aktualisierte Hardware-Plattform wird uns dramatische Fortschritte im Bereich des autonomen Fahrens ermöglichen, um letztendlich unser Ziel der Bereitstellung von Level 4 zu erreichen. Dies stellt einen Wendepunkt für das Besitzerlebnis dar – letztendlich können wir unseren Kunden ihre Zeit im auto zurückgeben“, so CEO Scaringe. Er deutete an, dass die Technologie auch einen Betrieb als Robotaxi ermöglichen werde.
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Mehr Informationen
Zunächst will Rivian die zweite Generation des R1 mit Verbesserungen im Bereich Fahrerassistenzsysteme (ADAS) ausstatten – darunter Universal Hands-Free, das eine längere Zeit lang freihändiges Fahren an deutlich mehr Orten ermöglicht und auf über 3,5 Millionen Meilen Straßen in den USA und Kanada. Der Fahrer muss bei diesem System den Blick auf der Straße lassen und das Steuer jederzeit übernehmen können, wenn er vom Fahrzeug dazu aufgefordert wird.
Automobile Magazine-Germany






































































































