Sven Schuwirth, Vorstandsmitglied der spanischen Volkswagen-Tochter Seat und verantwortlich für Vertrieb, Marketing und After-Sales, spricht im Interview mit Elektroauto-News.Net über die Zukunft der Marken Seat und Cupra. Dabei geht es um neue Elektro-Modelle, Strategien im Wettbewerb mit asiatischen Herstellern sowie die Positionierung der beiden Marken innerhalb des Volkswagen-Konzerns.
Mit dem kommenden Elektro-Kleinwagen Cupra Raval will das Unternehmen in ein neues Segment vorstoßen. „Der Raval wird für uns – neben dem Formentor seinerzeit – der wichtigste Launch in der Geschichte von Cupra sein“, so Schuwirth. Das Modell soll vor allem neue Kundengruppen ansprechen und der Elektromobilität zusätzlichen Schwung verleihen.
Am oberen Ende der Modellpalette plant Cupra den Tindaya, der in einigen Jahren auf den Markt kommen soll. Schuwirth beschreibt den Crossover als „Statement“, der Kunden erreichen soll, denen der Terramar zu klein ist. Das Portfolio zwischen dem kompakten Raval und dem größeren Tindaya umfasst Modelle wie Leon, Formentor sowie die E-Autos Born und Tavascan. Die Elektro-Sportwagen-Studie Dark Rebel bleibt laut dem Manager „ein Traum“, der Tindaya soll aber Realität werden und als futuristisches, stattliches Fahrzeug auffallen.
Während Cupra als Vorreiter für Elektromobilität im Konzern gilt, setzt Seat derzeit auf Aktualisierungen bestehender Modelle wie Ibiza und Arona. Man prüfe die Möglichkeiten für die Kernmarke im E-Auto-Bereich, hier müsse noch der richtige Zeitpunkt kommen, so Schuwirth. Cupra mache bei erschwinglichen Elektroautos den ersten Schritt, „zu einem gewissen Zeitpunkt“ werde der Konzern dann auch nachziehen mit Seat.
Seat-Konzern setzt weiter auf E-Autos und Hybride
Besonderes Augenmerk legt Cupra derzeit auf den Raval, der das Design des Showcars UrbanRebel nahezu unverändert in die Serie bringen soll. Zudem soll er Fahrspaß mit Go-Kart-Feeling ermöglichen, im Innenraum mehr Raum bieten, als es von außen den Anschein hat, und mit Features punkten, die man sonst aus dem Premiumsegment kennt. „Das Auto liefert manchen Kick zum Thema Emotion“, kündigt Schuwirth an.
Auch Plug-in-Hybride bleiben ein Teil der Strategie. In manchen Märkten erreicht der Anteil bei Cupra-Modellen bis zu 60 Prozent. Schuwirth verweist darauf, dass viele Nutzer ohnehin selten lange Strecken fahren würden. Mit einem Hybridantrieb bleibe die Möglichkeit, im Alltag elektrisch unterwegs zu sein und dennoch große Distanzen zurückzulegen.
Einen radikalen Bruch mit Verbrennungsmotoren lehnt Schuwirth ab. Stattdessen spricht er von einem „richtigen Mix“ für die Übergangszeit. Investitionen in E-Mobilität seien längst getätigt, nun kämen attraktive Modelle in fast allen Segmenten. Europa müsse nach vorn blicken, mutig sein und die Chancen der Elektromobilität nutzen.
Seat positioniert sich laut Schuwirth klar als Einstiegsmarke im Konzern mit Preisen bis etwa 30.000 Euro. Die Marke richte sich vor allem an junge Familien mit kleineren Budgets, hinzu kämen ältere Kunden mit stabilem Einkommen. Cupra dagegen verstehe sich als Marke „für Junge und Junggebliebene, für Menschen, die sagen, dass sie nicht das gleiche Auto fahren wollen wie ihre Mutter oder ihr Vater. Und ich glaube, das Rebellische an der Marke ist eine Riesenchance für Cupra“.