Die europäische Automobilbranche steht vor erheblichen Herausforderungen: Der Autoherstellerverband European Automobile Manufacturers’ Association (ACEA) warnt vor möglichen massiven Produktionsausfällen, sollte die aktuelle Lieferunterbrechung von Nexperia-Chips nicht umgehend gelöst werden.
Vor wenigen Tagen informierte der Halbleiterhersteller Nexperia Autobauer und Zulieferer darüber, dass das Unternehmen die Lieferung seiner Chips nicht mehr vollständig garantieren könne. Die Niederländer sind ein bedeutender globaler Lieferant von Halbleitern, die unter anderem in den elektronischen Steuergeräten moderner Fahrzeuge eingesetzt werden. Diese Chips sind essenziell für die Produktion vieler Fahrzeugkomponenten. Ohne sie können europäische Zulieferer ihre Teile nicht fertigen, was unmittelbar die gesamte Fahrzeugproduktion bedroht.
Bei Nexperia gibt es Lieferprobleme, nachdem die niederländische Regierung die Kontrolle über die bisher von einer chinesischen Konzernmutter geführten Firma übernommen hatte. China stoppte daraufhin die Ausfuhr von Nexperia-Produkten wie Chips für die Autoindustrie.
Laut ACEA sind zwar andere Anbieter ähnlicher Chips auf dem Markt verfügbar, doch würde die Zulassung neuer Lieferanten und der Aufbau entsprechender Produktionskapazitäten mehrere Monate in Anspruch nehmen. Die aktuellen Lagerbestände von Nexperia-Chips reichen nach Einschätzung der Branche hingegen nur für wenige Wochen.
„Wir befinden uns in einer alarmierenden Situation“
„Die Automobilhersteller haben in den letzten Jahren Maßnahmen zur Diversifizierung der Lieferketten ergriffen, aber ein Restrisiko bleibt bestehen“, erklärt ACEA-Generaldirektorin Sigrid de Vries. Sie betont: „Wir befinden uns plötzlich in einer alarmierenden Situation. Wir brauchen wirklich schnelle und pragmatische Lösungen von allen beteiligten Ländern.“
Auch die Präsidentin des deutschen Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, äußert sich besorgt: „Die Situation könnte schon in naher Zukunft zu erheblichen Produktionseinschränkungen, gegebenenfalls sogar zu Produktionsstopps führen, falls die Lieferunterbrechung von Nexperia-Chips nicht kurzfristig behoben werden kann.“
Der VDA steht nach eigenen Angaben in engem Austausch mit den betroffenen Unternehmen, der Industrie, der Bundesregierung und der EU-Kommission. Ziel sei es, rasch tragfähige Lösungen zu finden, um die Versorgungssicherheit kurzfristig wiederherzustellen.
Elektroautos sind noch stärker auf Halbleiter als herkömmliche Verbrenner angewiesen. Dies liegt hauptsächlich an der komplexen Leistungselektronik, die für den Antrieb, das Laden und andere elektronische Systeme im E-Auto notwendig ist. Entsprechend stark könnte nun die Stromer-Produktion von der Halbleiter-Krise um Nexperia getroffen werden.
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