Der Streit um das von der EU beschlossene Verkaufsverbot für fossil betriebene Verbrenner-Neuwagen ab 2035 spitzt sich zu. Während Deutschland starken Druck auf die EU-Kommission ausübt, den Beschluss zu kippen, positionieren sich Volvo und Polestar klar dagegen. Beide Unternehmen vertreten die Ansicht, dass ein Aufweichen des Ziels die Transformation zur Elektromobilität ausbremst und vor allem China stärkt.
Polestar-Chef Michael Lohscheller warnt im Gespräch mit The Guardian eindringlich vor einem Aufschub. Er bezeichnet ein mögliches Pausieren des Ziels als „eine schlechte, schlechte Idee“. Die deutsche Autoindustrie versuche, strukturelle Probleme zu kaschieren, doch ein späterer Umstieg würde den Wettbewerb mit chinesischen Herstellern zusätzlich erschweren.
Auch Volvo-Chef Håkan Samuelsson spricht sich gegenüber The Guardian gegen ein Abbremsen aus. Er zieht Parallelen zu früheren Sicherheits- und Umweltauflagen wie Katalysatoren und Sicherheitsgurten, die sich ebenfalls nur durch klare Vorgaben durchgesetzt hätten. Er betont, dass europäische Hersteller nicht den Fehler machen sollten, jetzt langsamer zu werden, da chinesische Unternehmen ihre Produktion zunehmend nach Europa verlagern könnten.
Zudem verweist Samuelsson darauf, dass Zölle kaum ausreichen würden, um den Markteintritt chinesischer Anbieter zu verhindern. Die Konkurrenz müsse vielmehr „frontal“ angenommen werden. Gleichzeitig sieht er keinen Grund, jetzt über eine Abschwächung der 2035-Regel zu entscheiden, da noch ausreichend Zeit bleibe.
Lohscheller, der an den ursprünglichen Gesprächen für die EU-Pläne 2022 beteiligt war, hält die erneute Diskussion über das Datum für unsinnig. Er erinnert an die intensiven Gespräche und vergleicht die Situation mit einem Marathon: Für ihn sei es undenkbar, das Ziel einfach zu verkürzen.
„In Deutschland wollen alle die Vergangenheit verteidigen“
Der Polestar-Chef beschreibt zudem Mentalitätsunterschiede zwischen Deutschland und asiatischen Ländern. Während Deutschland zu sehr an der Vergangenheit festhalte, dominiere in China und den USA ein viel stärkerer Zukunftsdrang. Diese Haltung könne über wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg entscheiden.
Samuelsson weist Sorgen zurück, der chinesische Eigentümer Geely, zu dem auch Polestar gehört, könnte die Haltung von Volvo beeinflussen. Das Unternehmen sei weiterhin schwedisch geprägt, gelte regulatorisch als europäisch und habe sich auch unter früheren Eigentümern stets eigenständig entwickelt.
Mit Blick auf die Elektromobilität betont Samuelsson große Fortschritte bei Reichweite, Ladegeschwindigkeit und sinkenden Preisen. Ein Ladevorgang solle bald nur noch so lange dauern wie eine normale Pause auf der Autobahn. Er sieht daher keinen Grund, den Zeitplan infrage zu stellen. Der Volvo-Chef hält eine beschleunigte Elektrifizierung für zentral – sowohl für den Klimaschutz als auch für die Kundschaft. Die Transformation sei unumgänglich und biete zugleich große Vorteile.
Polestar-CEO Lohscheller warnt, dass ein Aufschub des EU-Ziels zum Auslaufen des klimaschädlichen Verbrenners massive Jobverluste nach sich ziehen könne. „Die Chinesen werden nicht pausieren. Sie werden übernehmen“, sagt er und mahnt, jede Verzögerung gefährde hunderttausende Arbeitsplätze.
Automobile Magazine-Germany







































































































