Wenige Monate vor den Betriebsratswahlen in Teslas Elektroauto-Fabrik nahe Berlin in der Gemeinde Grünheide hat Werkleiter André Thierig erneut in den laufenden Wahlkampf eingegriffen. Tonaufnahmen einer internen Veranstaltung belegen laut dem Handelsblatt, wie er den möglichen Einfluss der IG Metall mit der Zukunft des Standorts verknüpft. Er stellte infrage, ob tesla bei einem Wahlerfolg der Gewerkschaft in die Erweiterung der Fabrik investieren wird.
Er könne sich „nicht vorstellen, dass Elon, dass unser Board sich für den Ausbau der Fabrik entscheiden würde, wenn die Wahl mehrheitlich Richtung IG Metall ausfällt“, so Thierig. Entscheidungen über Investitionen würden nicht in Grünheide, sondern vom CEO Elon Musk, dem Finanzchef und dem Vorstand in den USA getroffen. Das US-Management beobachte genau, wie die Belegschaft abstimmt.
Tatsächlich galt die geplante Ausweitung der Kapazitäten einmal als Großprojekt: Von derzeit auf rund 240.000 Fahrzeuge pro Jahr hochgerechneter Produktion sollte die Fabrik perspektivisch auf eine Million Autos wachsen. Doch diese Pläne stehen inzwischen auf der Kippe. Schon im August 2024 war der Ausbau wegen fehlender Marktsignale auf Eis gelegt worden. Mit dem aktuellen Stand des Werks sind theoretisch 500.000 E-Autos pro Jahr möglich.
tesla-Chef Musk gilt als gewerkschaftsfeindlich, sein deutscher Werkleiter Thierig unterstützt dies. Dennoch wurde die IG Metall bei der Wahl im März 2024 stärkste Einzelfraktion, während vier weitere Listen eine Mehrheit gegen sie bildeten. Seitdem warnt Thierig immer wieder vor dem Einfluss der Arbeitnehmervertreter und macht sie für Probleme anderer Hersteller verantwortlich.
Das Unternehmen hat Thierig zufolge zwar auch 2025 „Unmengen am Standort investiert“. Konkret sei ein „substanzieller dreistelliger Millionenbetrag“ in den Anlauf neuer Modelle sowie in Automatisierungsprojekte in der Produktion geflossen. Der Werkleiter betonte aber, dass es „immer auch einen gewissen Wettbewerb unter den Standorten“ gebe. tesla werde langfristig Produktivität und Kosten mit Werken wie Shanghai vergleichen.
„Eine rote Linie, darüber werden wir nie verhandeln“
„Wenn wir hier am Standort nicht weiter so wettbewerbsfähig produzieren können, wie wir das aktuell tun, würde man sicherlich genau draufschauen, wo man strategisch in Zukunft investiert“, so Thierig. Eine 35-Stunden-Woche sei für ihn daher auch „eine rote Linie, darüber werden wir nie verhandeln“. Damit würde die Wettbewerbsfähigkeit deutlich beeinträchtigt und Produktion könnte ins Ausland verlagern werden.
Obwohl tesla bereits Fläche für eine Erweiterung gerodet, Genehmigungen eingeholt und Planungen begonnen hat, ist unbekannt, ob der Ausbau tatsächlich kommt. Thierig betonte zwar, man könne jederzeit beginnen, doch erst müsse klar sein, dass der Markt die zusätzlichen Kapazitäten verlange.
Der Absatz in Europa bereitet tesla derzeit Sorgen. In mehreren Ländern haben sich die Verkäufe nahezu halbiert. Auch der Start des neuen Model Y sowie eine günstige Variante des Mittelklasse-Bestsellers konnten den Abwärtstrend nicht stoppen. Diese Entwicklungen tragen dazu bei, dass tesla Investitionen zurückhaltend prüft.
Gegenüber den Beschäftigten stellte Thierig dennoch positive interne Auswertungen heraus. Er widersprach Berichten über eine Krise und sagte: „Wenn man sich die Statistiken anschaut, dann sieht es nach wie vor so aus: Wir dominieren den Elektroautomarkt in Europa.“ Das Model Y sei nach wie vor das meistverkaufte E-auto. „Darauf könnt ihr unglaublich stolz sein. Und das bedeutet, dass die Arbeitsplätze hier in Grünheide sicher sind – im Gegensatz zu vielen anderen Arbeitsplätzen in unserer Industrie.“
Automobile Magazine-Germany






































































































