Der neue Deutschlandchef von BYD, Lars Bialkowski, zeigte sich im Interview mit dem Portal Electrive im Rahmen der Messe IAA Mobility überzeugt vom Expansionskurs des chinesischen Autobauers. Der frühere Stellantis-Manager erklärte, dass das Unternehmen sein Händlernetz massiv ausbauen wolle.
Aktuell verfüge BYD über 63 aktive Verkaufsstandorte in Deutschland, bis Jahresende sollen es mindestens 120 werden – 100 davon seien bereits vertraglich gesichert. Bis Ende 2026 solle das Netz auf 300 Service- und Vertriebsstandorte anwachsen.
Bialkowski bezeichnete das Händlernetz als „ersten großen Baustein“ für das Wachstum auf dem deutschen Markt. Das Ziel sei es, ein flächendeckendes Netz zu etablieren, das es Kunden ermöglicht, innerhalb kurzer Fahrzeiten einen BYD-Standort zu erreichen. In München, wo die Chinesen zuvor nicht präsent waren, gibt es inzwischen zwei Partnerhändler und einen Showroom der Premium-Marke Denza, die BYD seit 2024 vollständig von Mercedes übernommen hat.
Der Manager sieht BYD zunehmend als ernsthafte Konkurrenz für etablierte Hersteller. Seiner Einschätzung nach befindet sich das Unternehmen in Deutschland in einer Phase des Aufbruchs, mit neuen Produkten, neuen Partnern und wachsender Sichtbarkeit im Markt. Er betonte die Relevanz des stationären Handels für die Marke und erklärte: „Wir wollen ja als europäischer Hersteller wahrgenommen werden.“ Das geplante Werk in Ungarn, das noch in diesem Jahr in Betrieb gehen soll, sei ein Schritt in diese Richtung.
Technologisch will sich BYD unter anderem über seine Plug-in-Hybrid-Technologie abgrenzen, die Bialkowski als „Brückentechnologie, die eigentlich den neuen Diesel darstellt“, bezeichnet. Daneben hebt er die Kompetenz des Unternehmens im Bereich Batterie- und Ladetechnologie hervor. Auf der IAA stellte BYD das „Flash-Megacharging“ vor, das mit 1.000 Kilowatt Ladeleistung 500 Kilometer Reichweite in vier Minuten ermöglichen soll. Rund 100 solcher Ladepunkte seien für das kommende Jahr geplant.
Trotz aktuell noch vergleichsweise geringer Zulassungszahlen in Deutschland – etwa 8.500 seit Jahresbeginn – gibt sich Bialkowski optimistisch. BYD sei mit inzwischen elf Modellen breit aufgestellt und decke „90 Prozent des Marktes aller Segmente ab“. Die derzeitigen Zahlen seien noch nicht zufriedenstellend, doch die Richtung stimme: „Volumen kommt, sobald ich Produkt und auch Händlernetz und eine Vertriebsstrategie implementiert habe. Genau das passiert jetzt gerade.“
Ein konkretes Absatzziel nannte Bialkowski nicht, sagte aber: „Grundsätzlich, glaube ich, schaffen wir gerade das Fundament, um 50.000 Fahrzeuge vertreiben zu können.“ Der Fokus liege jedoch klar auf dem nachhaltigen Aufbau von Strukturen statt auf kurzfristigen Erfolgen.
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