Ulrich Mechau, Chef von Hyundai Deutschland, spricht sich im Interview mit hessenschau.de für mehr Technologieoffenheit und weniger staatliche Eingriffe in der Automobilbranche aus. Ein starres Verbot des Verbrennungsmotors hält er für den falschen Weg.
Hyundai selbst sei früh in die Elektromobilität eingestiegen und habe heute ein starkes Angebot im Bereich vollelektrischer Fahrzeuge. Der Marktanteil elektrischer Modelle der Marke in Deutschland liege derzeit bei rund einem Drittel – deutlich über dem Marktdurchschnitt von etwa 18 Prozent. Mit dem neuen Ioniq 3 biete Hyundai bereits sein sechstes vollelektrisches Modell an.
Trotzdem setzen die Südkoreaner nicht ausschließlich auf reine E-Mobilität. Mechau betont die Bedeutung eines breiten Portfolios: Neben vollelektrischen Antrieben will das Unternehmen weiterhin auch Hybridlösungen anbieten. Ab 2027 werde man jedoch nur noch Fahrzeuge mit elektrifizierten Antriebssträngen verkaufen – darunter Vollhybride, Plug-in-Hybride und vollelektrische Modelle.
Mechau kritisiert politische Vorgaben, die einseitig die Industrie belasteten. „Man schreibt es dann faktisch auch dem Kunden vor“, sagt er und erklärt, dass der Markt anders reagiere als politisch geplant. Statt Druck und Strafen befürwortet der Automanager Anreize, um Elektromobilität attraktiver zu machen – vor allem durch besseren Ausbau der Ladeinfrastruktur und eine Senkung der Ladepreise, insbesondere an Autobahnen.
Hyundai für staatliche Förderung
Ein zentrales Hindernis sieht Mechau auch in den aktuell höheren Produktionskosten von E-Fahrzeugen im Vergleich zu Verbrennern. Er plädiert deshalb für eine staatliche Förderung. Zum Beispiel, indem man steuerliche Förderungen, Abschreibungsmöglichkeiten, die es im gewerblichen Bereich gibt, auch für Privatkunden ermöglicht. „Derjenige, der sich ein Elektrofahrzeug kauft, könnte einen gewissen Prozentsatz von dem Anschaffungspreis oder von der Leasingrate steuerlich absetzen.“
Wichtig sei auch Stabilität bei politischen Rahmenbedingungen. Angesichts langer Produktlebenszyklen in der Automobilindustrie fordert Mechau verlässliche Vorgaben, um Planbarkeit zu ermöglichen. Gleichzeitig müsse die Industrie flexibel bleiben, um auf sich wandelnde Regulatorik und Marktnachfrage reagieren zu können. Mehr Technologieoffenheit in Europa sei daher hilfreich.
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland betrachtet der Hyundai-Deutschland-Chef mit Sorge. Der Automarkt stagniere, der Gesamtabsatz liege weiterhin rund 20 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Zwar steige der Anteil elektrischer Fahrzeuge deutlich im Vergleich zum Jahr 2024, doch insgesamt fehle das Wachstum. Auch die generelle Wirtschaftslage und der Abbau von Arbeitsplätzen hemmen laut Mechau die Kaufbereitschaft der Kunden. „Wir brauchen den wirtschaftlichen Umschwung auf einen Wachstumspfad hier in Deutschland.“
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