Auf der A6 bei Amberg ist die Bauphase Deutschlands erster Autobahn mit kabelloser Ladetechnologie abgeschlossen, jetzt beginnen die Tests. Das Projekt E|MPOWER unter Leitung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) nehme damit einen entscheidenden Schritt in Richtung elektrifizierte Mobilität, so die Projektverantwortlichen.
„Wir bringen mit E|MPOWER Forschung buchstäblich auf die Straße“, sagt Florian Risch, Professor für Montagetechnologien elektrischer Energiespeicher am Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik (FAPS) an der FAU. „Die Technologie hat das Potenzial, Reichweitenangst zu überwinden, gleichzeitig den Bedarf an Batterieimporten zu verringern und die regionale Wertschöpfung in der Elektromobilität zu stärken.“
Das Konsortium aus FAU, Electreon, VIA IMC, Risomat und der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm (Ohm) sowie die am Projekt beteiligten Partner Seamless und EUROVIA wollen die Ergebnisse nutzen, um serienfähige Bau- und Installationsprozesse zu entwickeln.
Wie die Technologie funktioniert
Das kabellose Ladesystem für E-Fahrzeuge basiert auf einer Lösung des Technologieunternehmens Electreon, das auf induktive Ladetechnologien spezialisiert ist. Im Straßenbelag eingelassene Spulen erzeugen ein Magnetfeld, sobald ein entsprechend ausgerüstetes Fahrzeug über sie fährt. Eine Gegenspule im Fahrzeug nimmt die Energie auf und leitet sie direkt in die Batterie weiter.
Die Technologie für Integration und skalierbare Produktion der Spulen stammt von Seamless Energy Technologies aus Nürnberg. Das Unternehmen liefert die elektronische Einheit, die unterhalb des Straßenbelags integriert wird und für die präzise Energieübertragung zwischen Straße und Fahrzeug verantwortlich ist. Das System funktioniert dynamisch während der Fahrt ebenso wie statisch beim Parken.
Anders als bei Oberleitungs-Lösungen bleibt die Technik unsichtbar in die Fahrbahn integriert. Die Spulen sind nur für autorisierte Fahrzeuge aktiv und entsprechen internationalen Sicherheitsstandards für magnetische Felder. Für alle anderen Verkehrsteilnehmenden bleibt die Straße passiv, ein normales Stück Autobahn.
„Vorteile für Fahrzeuge, Infrastruktur und Umwelt“
Induktives Laden könnte die E-Mobilität grundlegend verändern, glauben die Projektpartner. Fahrzeuge benötigten künftig kleinere Batterien, was Gewicht, Ressourcenverbrauch und Kosten reduziere. Gleichzeitig verlängere das kontinuierliche Nachladen während der Fahrt die Reichweite erheblich. Weil kein Stoppen zum Laden nötig sei, lasse sich die vorhandene Straßeninfrastruktur effizienter nutzen – ein Vorteil gerade im Güterverkehr.
Das System kann den Angaben nach in Pkw, Lkw und Busse integriert werden, unabhängig von Fahrzeugtyp oder Hersteller. Über eine digitale Plattform wird der Energiefluss intelligent gesteuert: Ladezeiten und -mengen werden bedarfsgerecht angepasst, um Lastspitzen zu vermeiden und die verfügbare Energie effizient zu nutzen.
„Wir sprechen hier über ein echtes Pionierprojekt“, betont FAU-Präsident Joachim Hornegger. „E|MPOWER zeigt, dass nachhaltige Mobilität nicht nur emissionsfrei, sondern auch komfortabel und effizient sein kann.“ Andreas Wendt, Geschäftsführer von Electreon in Deutschland: „Die Teststrecke auf der A6 ist ein wichtiger Schritt, um unsere Technologie unter realen Bedingungen zu validieren und ihre Vorteile für den Alltag unter Beweis zu stellen. Wir sind überzeugt davon, dass induktives Laden entscheidend dazu beitragen wird, Elektromobilität effizienter und massentauglich zu machen.“
Das rund einen Kilometer lange Testfeld auf der A6 zwischen Sulzbach-Rosenberg und Amberg-West soll nun dazu dienen, Effizienz, Fertigungsprozesse und Energieübertragungsraten unter realen Bedingungen zu prüfen. Forschende der TH Nürnberg Georg Simon Ohm übernehmen dabei unter anderem die simulations- und messtechnische Untersuchung von Verlustmechanismen bei der kontaktlosen Leistungsübertragung.
Langfristig soll die Technologie auf längere Autobahnabschnitte und urbane Räume ausgeweitet werden. Auch im Zusammenspiel mit anderen alternativen Antrieben könnte sie künftig eine Rolle spielen – „als Baustein einer intelligenten, klimafreundlichen Verkehrsinfrastruktur“, heißt es.
Das Projekt E|MPOWER wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen des Programms Elektro-Mobil gefördert und von der Autobahn GmbH des Bundes unterstützt. Die Fahrbahndeckenerneuerung der Richtungsfahrbahn Nürnberg der A6 zwischen den Anschlussstellen Sulzbach-Rosenberg und Amberg-West wurde durch das Projektkonsortium genutzt, um auf einem Teilstück die Teststrecke umzusetzen.
Automobile Magazine-Germany
 

 





































































































