Der Vorstandsvorsitzende des französischen Automobilzulieferers Valeo, Christophe Périllat, hat in der Debatte um die EU-Vorgabe zu Null-Emissionen ab 2035 seine Position konkretisiert. Er fordert, dass Fahrzeuge, die in der EU verkauft werden, künftig einen Mindestanteil an europäischer Wertschöpfung aufweisen müssen. Zugleich plädiert er für eine breitere Elektrifizierungsstrategie und mehr Innovationskraft in der europäischen Autoindustrie – ohne jedoch zur klassischen Verbrennertechnik zurückzukehren.
Périllat sieht die Wettbewerbsfähigkeit Europas in akuter Gefahr. „Die europäische Automobilindustrie hat in den letzten wenigen Jahren einen beispiellosen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit erlebt. Das muss gestoppt und umgekehrt werden“, sagte er im Gespräch mit der Automobilwoche. Seit der Pandemie habe Europa rund ein Viertel seiner Wettbewerbsfähigkeit gegenüber China eingebüßt, hinzu kämen weitere zehn Prozent durch den Wechselkurs des Renminbi zum Euro im Jahr 2025 – insgesamt also ein Rückstand von etwa 35 Prozent.
„Wir haben wirklich keine Zeit mehr zu verlieren, sonst könnte es früher als so mancher denkt zu spät sein“, so Périllat. Er fordert die Einführung eines verpflichtenden europäischen Produktionsanteils für alle in der EU verkauften Fahrzeuge. „Ein solcher Mechanismus würde die europäische Souveränität stärken und gleichzeitig den fairen Wettbewerb schützen.“ Der Manager verwies auf Beispiele aus anderen Regionen: In Nordamerika müsse ein Fahrzeug mindestens 75 Prozent lokale Wertschöpfung aufweisen, in Indien ab 2030 sogar 80 Prozent, in China nahezu 100 Prozent.
Für Périllat geht es nicht um Protektionismus, sondern um gleiche Bedingungen. „Wir lieben den Wettbewerb. Das treibt uns weiter voran, hin zu Innovation und Spitzenleistungen. Aber der Wettbewerb in Europa muss auf Augenhöhe mit den globalen Konkurrenten stattfinden können.“ Er sieht ein technologieoffenes Fördersystem als Chance, um sowohl leistungsfähige Elektroautos als auch Plug-in-Hybride und kleine Stadtfahrzeuge zu unterstützen.
„Wir wissen, dass die Technologie batteriebasiert sein wird“
Darüber hinaus spricht sich Périllat für die Zulassung von Plug-in-Hybriden (PHEV) und Range-Extender-Fahrzeugen (REEV) auch über das Jahr 2035 hinaus aus. Er hält eine Kombination aus Batterie-Elektrofahrzeugen (BEV), PHEV und REEV für geeignet, mehr als 90 Prozent der EU-Emissionsziele zu erreichen. Die Zukunft der Antriebstechnologie sieht er jedoch eindeutig: „Wir wissen, dass die Technologie batteriebasiert sein wird. Wir bei Valeo glauben, dass es sich dabei nicht um Wasserstoff oder E‑Kraftstoff handeln wird. Ganz einfach, weil uns das die Physik sagt.“
Neben der Antriebstechnologie betont der Valeo-Chef die Bedeutung von Innovationen im Bereich der Fahrassistenz- und Sicherheitssysteme. Die chinesischen Hersteller hätten auf der Messe IAA Mobility in München gezeigt, dass der Markt hier kurz vor einer explosionsartigen Entwicklung steht. Europa dürfe diesen Wettbewerb nicht ebenfalls verlieren, wie es bereits im Batteriebereich geschehen sei.
Mit Blick auf die zunehmende protektionistische Zollpolitik der USA und anderer Regionen verweist Périllat darauf, dass Valeo durch seine Strategie „lokal für lokal zu produzieren“ nur wenig von neuen Zöllen betroffen sei. Für kleinere Zulieferer sei diese Anpassung jedoch eine große Herausforderung, da ihnen die Mittel fehlten, neue Werke im Ausland aufzubauen. Dennoch bleibt Périllat zuversichtlich, dass die europäische Autoindustrie die derzeitige Krise überwinden kann. Zusammenarbeit und gemeinsames Handeln seien jetzt entscheidend.
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